Die Bienenkönigin

Wenn Kleine ganz groß rauskommen

Publiziert am 13.06.2016 von Esther Hebert

Die Bienenkönigin: ein Märchen, das Kleine groß rauskommen lässt, Achtung vor der Natur fördert und ein wunderbarer Einstieg ist für frühsommerliche Krabbeltier-Projekte oder für die Sachthemen „Umwelt“ oder „Insekten“ aus dem Bereich Naturwissen.

Solidarität mit der Natur

„Lasst die Ameisen in Frieden, ich leid’s nicht, dass ihr sie stört“, sagt der Dummling zu seinen großen Brüdern, die sich in ihrem Entdeckungsdrang gerne etwas rücksichtslos gegenüber Tier und Natur verhalten. Und die Ameisen danken es dem „Dummling“, indem sie ihm dabei helfen, eine schier unlösbare Aufgabe zu erfüllen.

Kinder erkennen sofort, wenn sich das übliche Machtgefüge verschiebt und sie verspüren große Genugtuung, wenn etwas Kleines oder ein Kind etwas bewirkt, was die Welt „der Großen“ verändert. Das wunderbare Märchen der Brüder Grimm „die Bienenkönigin“ erzählt davon, welche große Wirkung kleine Tiere (eben die genannten Ameisen, aber auch Enten und ein einzelnes Insekt – die Königin eines Bienenvolkes) haben. Die Zuhörer nehmen erleichtert wahr, wie der geringgeschätzte kleine Bruder, „der Dummling“, die Tiere in Schutz nimmt und welchen Wert er diesen Lebewesen damit zuspricht. Und dann rettet er sogar mit der Hilfe dieser Insekten und Enten nicht nur seine beiden Brüder, sondern hebt auch noch einen dunklen Fluch auf – von Anfang an beherrscht der Dummling die gesamte Situation. Größere Kinder äußern klug: "So ist es im Märchen: Einer, der für dumm und klein gehalten wird, macht am Ende alles richtig und gut und rettet sogar noch die Starken."

Naturmärchen im Kamishibai ...

„Die Bienenkönigin“ eignet sich ideal dafür, Kindern ohne „moralischen Zeigefinger“ Achtung vor der Natur und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt nahezubringen. Das Märchen ist auch eine kindgerechte Alternative, um in das Thema „Krabbeltiere“ oder „Wild- und Honigbiene“ einzuleiten, vor aller sachlichen Darstellung und Bearbeitung. Die "Tierchen“ sind ohnehin für viele Kinder das Interessanteste: Besonders kleine Kinder finden gerade die Welt der Insekten sehr faszinierend: das Treiben auf einem Ameisenhaufen im Wald oder eine Ameisenstraße auf dem Weg: „Cool, wie die kleinen Krabbeltierchen aussehen und was sie alles können.“

Dass durch unscheinbare Veränderungen und Kleinigkeiten die Welt auch aus den Fugen geraten kann, ist uns Erwachsenen vermutlich geläufiger als die positiven, „märchenhaften“ Effekte: Etwas, was uns eher unwichtig vorkommt, kann das große Ganze aus dem Gleichgewicht bringen und negative Auswirkungen haben. Auch dafür liefern uns die Bienen ein Beispiel: Seit Jahren ist bekannt, wie abhängig die Landwirtschaft und damit unsere Versorgung mit Obst und Gemüse vom Überleben der Bienenvölker ist. Neben Krankheiten, die ganze Bienenvölker dezimieren, finden Bienen inzwischen einfach nicht genügend Nahrungsquellen. Schon Mitte Juni beginnt aufgrund der industrialisierten Landwirtschaft besonders für die Wildbienen eine lange Durststrecke: die Blüte der Obstbäume ist vorüber, der Raps ist verblüht und die Bienen finden außer in Gärten und begrenzt im Wald kaum noch Nektar. Wer hätte vor einigen Jahrzehnten gedacht, dass gerade die Biene bzw. das Fehlen von ihr einmal zum Problem werden könnte?

... fördern Naturschutz mit Kindern

Foto: Esther Hebert

Viele Aktionen bringen den Wert der Biene ins Bewusstsein der Kinder und der Familien und fördern ihren Schutz: Nisthilfen für Wildbienen werden aufgestellt, in der Gartenabteilung der Baumärkte werden „Bienenweide“-Saatmischungen angeboten. Imkervereine oder Naturschutzorganisationen bieten Informationen, Themenkoffer und Methoden an, um Kindern in Kindergarten und Grundschule das Thema „Biene“ bzw. „Wildbiene, Wespe, Hornisse“ nahezubringen. Und ein Ausflug der Kindergruppe zu einem Imker oder einer Imkerin kann ein großartiges Erlebnis werden: Faszinierend sind die Utensilien – der Rauch, die Schutzkleidung und die Platten im Bienenstock, die von Bienen nur so wimmeln. Erstaunlich, dass daraus Honig und Wachs gewonnen wird.

Es gibt mehrere Gelegenheiten im Jahr, um das Thema „Biene“ aufzugreifen. Gerade für jüngere Kinder naheliegend ist natürlich der Frühsommer, wenn die Kinder Hummeln und Bienen umherfliegen sehen und dabei beobachten können, wie sie z.B. auf einem Strauch Oregano im Kräutergarten oder im blühenden Lavendelbusch Nektar sammeln. Hilfreiche Informationen und Tipps rund ums Thema „Biene“, z.B. beim Bau von wirksamen Nisthilfen, bietet der NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. ( https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/bienen/). – Ist all das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein oder können auch wir mit kleinen Aktionen etwas Großes bewirken? Märchen sprechen Archetypen/Symbolbilder in uns an, lassen wir uns durch sie motivieren!

Die Bienenkönigin: ein Märchen, das Kleine groß rauskommen lässt, Achtung vor der Natur fördert und ein wunderbarer Einstieg ist für frühsommerliche Krabbeltier-Projekte oder für die Sachthemen „Umwelt“ oder „Insekten“ aus dem Bereich Naturwissen.

Brüder Grimm

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