Ein erstes religiöses Erleben

Fünf Minuten zuhören, anschauen, wahrnehmen, mitmachen, erleben: Das ermöglichen die „5 Minuten Geschichten aus der Bibel“ – und das schon für Kinder unter drei Jahren! Die Geschichten geben nur die wichtigsten Elemente der biblischen Handlung in kurzen, einfachen Sätzen wieder – so können auch Kinder im Krippenalter der Erzählung folgen. Das Erzählen von Bibelgeschichten hat ein wertvolles Potenzial besonders für die Kleinsten, denn es ermöglicht erste Ausflüge in die Welt der Spiritualität. Dabei ist es elementar, dass die Angebote und Settings dem Entwicklungsstand der Kinder entsprechen. Deswegen müssen die kognitiven Inhalte ein wenig in den Hintergrund rücken – das gilt auch für Bibelgeschichten. Viel wichtiger und einprägsamer für die Kleinsten sind nämlich ihre Sinneswahrnehmungen, die Atmosphäre, die sie spüren, und vor allem das, was sie dabei fühlen.
Ziel dabei ist es, dass die Welt der Spiritualität und Religion als angenehm erlebt wird. Sie soll mit positiven Emotionen verbunden sein, sodass sich die Kinder in den angebotenen Settings wohlfühlen. Gut möglich, dass das die Basis für spätere positiv konnotierte religiöse Erfahrungen wird.

Wie können Kinder im Krippenalter Bibelgeschichten positiv erleben?

• Schaffen Sie eine Atmosphäre, die von Offenheit, Wärme und Akzeptanz geprägt ist. Sie ist die Grundlage für ein positives Erleben von Religiosität.
• Machen Sie das Erzählen der Bibelgeschichte zu etwas Besonderem – es ist schließlich schön, etwas erzählt zu bekommen! Verbinden Sie die Geschichte mit einem bestimmten Ort oder Raum, der den Kindern die Erzählsituation verdeutlicht. Leiten Sie die Bibelgeschichte mit einem Ritual ein, zum Beispiel dem Ton einer Klangschale.
• Setzen Sie die erzählte Bibelgeschichte in einen Bezug zur Lebenswelt der Kinder. Viele Elemente der Erzählungen lassen sich lebensnah mit dem verknüpfen, was die Kinder bereits kennen. Welche Er-fahrungen der Kinder können kontextbezogen aufgegriffen werden?
• Sprechen Sie beim Erzählen alle Sinne der Kinder an, indem Sie zum Beispiel die vorkommenden Geräusche nachmachen. Aktivieren Sie die Kinder spielerisch, mitzumachen, indem Sie etwa ge-meinsam die Geräusche nachahmen oder passende Lieder singen.
• Geben Sie den Kindern die Möglichkeit, innezuhalten, wenn es sich anbietet. Machen Sie dafür beim Erzählen ausreichend Pausen. Unterstützen Sie die Kinder, zu spüren und mitzufühlen, was in der Geschichte passiert.
• Lassen Sie Raum für das, was die Kinder zur Erzählung beitragen möchten. Wie reagieren sie auf die Geschichte?
• Und am wichtigsten: Bemühen Sie sich um eine wirkliche Beziehung zu den Kindern. Vergessen Sie nicht: Sie sind der Erzähler, mit Ihren Worten tauchen die Kinder in die Geschichte ein! Besonders Kinder im Krippenalter orientieren sich an den Modellen und Vorbildern ihrer Umwelt – und da ge-hören auch Sie als Erzieher*in dazu. Seien Sie authentisch, einfühlsam und „nah“ – so spüren Ihre Kinder beim Erzählen Geborgenheit und entwickeln Urvertrauen. Seien Sie sich Ihrer besonderen Rolle bewusst: Sie als Erzähler ermöglichen den Kindern ein erstes positives Erleben von Spiritualität!

Eva Hartinger studiert Katholische Theologie in München und interessiert sich vor allem für religionspädagogische Themen.