Mit Bildkarten und Spielfiguren erzählen
Wie entsteht Mobbing unter Kindern und wie können Kita-Fachkräfte und Lehrkräfte Mobbing verhindern? Pädagogische Angebote zur Mobbing-Prävention trainieren soziale Kompetenzen und stärken gleichzeitig das Selbstbewusstsein der Kinder. Zum Beispiel mit Anti-Mobbing-Geschichten wie der von Ferri und seinen Freunden.
Es ist 14.00 Uhr. Mein Nachmittagsunterricht in der 1bG beginnt. Es ist eine Ganztagsklasse und einmal in der Woche bestreite ich für die Klasse einen Projektnachmittag, Thema: Theaterwerkstatt! Eigentlich sind die Erstklässler um diese Zeit durch: müde, sehr müde. Sie wollen nur nach Hause. Heute lege ich ein blaues Tuch über den kleinen Tisch vor der Tafel und baue mein Kamishibai auf. Die Kinder sind vertraut mit dem Kamishibai, denn sie haben bereits ein eigenes im Kunstunterricht angefertigt.
In das Erzähltheater stelle ich als Kulisse Bildkarten der Geschichte „Ferri: Mutig ist, wer Hilfe holt“. Es ist heute unsere Geschichte und in ihr geht es um das Thema Mobbing. Es wird still. Kaum zu glauben. Die Kinder verfolgen neugierig jeden meiner Schritte. Dann stelle ich vor das Kamishibai meine Erzählschiene. Diese ist neu für die Kinder. Sie wollen wissen, was sie zu bedeuten hat. Ich lege den Zeigefinger an meine Lippen. Es bleibt weiter ruhig – sehr ungewöhnlich! Rechts und links von der Erzählschiene verteile ich auf das blaue Tuch etwas Sand und Muscheln. Ich versuche Strand und Meeresatmosphäre entstehen zu lassen und unterstütze das Ganze durch Meeresrauschen aus dem CD-Player. Die Kinder sind absolut gefangen von dem, was jetzt kommt.
Dann beginne ich damit, meine Geschichte auf der Erzählschiene zu erzählen: Szene für Szene werden die Figuren aus Papier aufgebaut und wieder abgebaut. Ein kleines Miniaturtheater entsteht! Ich trete mit den Kindern in einen Dialog. Plötzlich beginnen sie selbst zu erzählen: von ihren eigenen Mobbingerlebnissen und -erfahrungen. Jedes Problem greifen wir auf und versuchen es gemeinsam zu besprechen.
Am Ende habe ich das Gefühl, dass diese Unterrichtsstunde besonders gut gelungen ist: Mit Erzählschiene und Kamishibai habe ich es geschafft, auch am Nachmittag eine 1. Klasse für das so wichtige Thema: „Mobbing“ zu sensibilisieren.
>>Product display here<<
Jeder kennt aus der eigenen Schulzeit Gemeinheiten oder Übergriffe. Man hat es beobachtet oder gar selbst erlebt: Schikane und Ausgrenzung kommen in vielen Klassen vor. Mobbing kann überall passieren, in der Schule, im Kindergarten, zu Hause, beim Sport und am Arbeitsplatz. Wichtig ist es, zwischen Konflikten und Mobbing klar zu unterscheiden.
Konflikte und Streitsituationen gehören zum täglichen Leben. Unterschiedliche Meinungen, Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen verlangen einen Austausch und Abstimmung. Es ist normal, dass man unterschiedlicher Meinung ist und versucht, die eigene Meinung auch umzusetzen. So gesehen bieten Konflikte sogar Chancen auf Veränderung und Weiterentwicklung. Denn für ein konstruktives Miteinander-Streiten sind soziale Kompetenzen notwendig, die dabei gleichzeitig gefördert werden.
Von Mobbing spricht man dagegen, wenn ein Kind regelmäßig und systematisch von anderen Kindern direkt oder indirekt, körperlich oder seelisch, verbal oder physisch verletzt wird – wenn also ein anderes Kind oder eine Mitschülerin, ein Mitschüler niedergemacht wird. Mobbing ist somit eine Form offener und/oder subtiler Gewalt gegen eine Person über längere Zeit mit dem Ziel der sozialen Ausgrenzung. Mobbing entwickelt sich in der Regel schleichend und findet oft verdeckt statt, im Kindergarten- und Grundschulkontext oftmals dann, wenn kein Erwachsener in Reichweite ist.
Erzieherinnen und Lehrkräfte sollten klar Standpunkt beziehen und versuchen, zumindest den „zusehenden“ Mitschülerinnen und Mitschülern, möglichst aber auch den Tätern einen Perspektivenwechsel zu ermöglichen: Die psychischen Folgen von Mobbing für die Opfer müssen deutlich werden. Pädagogische Fachkräfte sollten die Kinder bzw. Schüler ermutigen, über Mobbing-Vorfälle zu berichten, denn Opfer müssen geschützt und unterstützt werden. Die Täter sollten mit der Situation konfrontiert, zur Rede gestellt und aktiv in die Lösungsfindung und Klärung der Situation einbezogen werden.
Die Grundlage der Mobbing-Präventionsarbeit sind das Bewusstmachen von respektlosem bzw. respektvollem Verhalten und das Einüben eines wertschätzenden Umgangs. Damit erniedrigendes und demütigendes Mobbing gar nicht erst aufkeimen kann, sind u. a. folgende Werte immer wieder im Alltag der Gruppe bzw. Klasse zu thematisieren und zu verfolgen:
Die Kamishibai-Geschichte von Ferri, dem liebenswerten Fisch, und den übrigen Meeresbewohnern erklären kindgerecht und ohne Täter-Opfer-Klischees die typischen Mechanismen von Mobbing unter Kindern. Daneben gibt es weitere Bilderbücher, die das Thema „Mobbing“ ansprechen und einen Anlass für das Gespräch mit Kindern bieten:
Mobbing erkennen, Empathie entwickeln, Konflikte lösen. Mobbing-Prävention in Kita und Grundschule. Anti-Mobbing-Geschichte mit Begleitheft.
Mehr InfoBilderbuchgeschichten können eine gute Möglichkeit bieten, Vielfalt und Buntheit als Grundlage zum Nachdenken über Diversität zu nehmen. Hierzu eignet sich auch die Geschichte über den Elefanten "Elmar" ganz wunderbar. In diesem Beitrag gibt es zudem eine kreative Idee für eine kunterbunte Tierwelt.
Zum BeitragOb Inklusion, Diversität, Emotionen oder Partizipation – pädagogische Fachkräfte stellen sich in ihrer Gruppe oder Klasse vielen Herausforderungen, wollen gesellschaftlichen Ansprüchen genügen und pädagogisch auf der Höhe der Zeit sein. Bilderbuchgeschichten im Kamishibai greifen auf liebevolle und kindgerechte Weise die großen Fragen der Erziehungsarbeit auf und unterstützen Kinder in Kita und Grundschule in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung.
Zum BeitragDie Erzählschiene ist eine wunderbare Ergänzung zum Kamishibai. Selbst gestaltete oder bereits fertige Hintergrundbilder machen das Kamishibai zur perfekten Kulisse für das Spiel in der Erzählschiene.
Zum Beitrag