Erfahrungen einer Grundschullehrerin während der Covid-Pandemie
Zurück zum Frontalunterricht. Das erleben gerade viele Lehrer:innen. Die Kinder haben keinen direkten Sitznachbarn mehr und auch im Pausenhof muss mit Abstand gespielt werden. Katharina Garaczi ist Lehrerin und erlebt ihre Schülerinnen und Schüler ernst und sehr darauf bedacht, alles richtig zu machen, sich alle neuen Regeln zu merken und einzuhalten. Wie kann das mit mehr Leichtigkeit und spielerisch gelingen?
Corona-Zeit – eine seltsame Zeit. Sie stellt uns alle vor große Herausforderungen. Abstand halten ist die wichtigste Maßnahme, um die Infektionszahlen niedrig zu halten und sich und seine Mitmenschen zu schützen. Gegenseitige Wertschätzung und ein solidarisches Miteinander müssen nun durch Distanz anstatt durch Nähe zum Ausdruck gebracht werden. Doch nur gemeinsam können wir gegen die Pandemie vorgehen.
Ich bin Lehrerin an einer Grundschule. Wie in vielen anderen Berufssparten auch, sind wir an den Schulen noch weit von einem normalen Alltag entfernt und müssen strenge Hygieneauflagen erfüllen. Jede Schule hat dafür eigene Wege gefunden. Frontalunterricht ist angesagt. Die Kinder sollen an ihren Plätzen bleiben, die Klassenstärke ist auf die Hälfte reduziert. Einen direkten Sitznachbarn gibt es nicht mehr.
Gruppenarbeiten, Lernen an Stationen, Kreisgespräche oder gemeinsame Spiele zwischendurch, all das ist im Moment nicht möglich, denn es gilt: Abstand halten. Am Pausenhof besteht ein Maskengebot, die Spielplatzelemente dürfen nur mit Abstand benutzt werden und generell sollte „ohne anfassen“ gespielt werden. Angestellt wird sich nicht mehr in der Zweierreihe, sondern hintereinander, natürlich mit Abstand. An den Garderoben und vor dem Schulhaus befinden sich an unserer Schule Haltestellen-Punkte in 2 m Entfernung. Hier müssen die Schülerinnen und Schüler stehen bleiben, falls es sich am Eingang oder beim Ankommen im Klassenzimmer staut, denn es gilt wieder: Abstand halten. Viele neue Regeln, entgegen dem, was die Kinder gewöhnt sind, und auch entgegen dem Naturell der Kinder, denn Abstand halten gehört nicht zum kindlichen Wesen. Im Gegenteil, sie suchen die Nähe, den Kontakt, den Austausch und brauchen das Miteinander und das gemeinsame Spielen, auch „mit anfassen“.
All das verunsichert die Kinder. In der Schule erlebe ich meine Schülerinnen und Schüler ernst und sehr darauf bedacht, alles richtig zu machen, sich alle neuen Regeln zu merken und einzuhalten. Dennoch gibt es immer wieder Schwierigkeiten, den Abstand zu wahren. Als Lehrerin ist es meine Aufgabe, die Kinder in dieser Zeit aufzufangen, ihnen trotz der ungewohnten Umstände Halt zu geben und vor allem den ständig geforderten „Abstand“ zu thematisieren. Dieser Abstand, der eigentlich nichts mit Ablehnung zu tun hat, sondern eher etwas mit Zuneigung. Ein schwieriges, abstraktes Thema für Erstklässler. Doch es gibt Hilfsmittel für uns Lehrkräfte und Erzieher-innen, wie zum Beispiel „Hoppla – das geht heut nicht“ eine Bilderbuchgeschichte zum Abstandhalten. In der Geschichte versucht ein kleiner Junge, einen Tag lang Abstand zu halten und durchlebt einige Situationen, in denen dies gar nicht so leicht ist. So führt die kindgerechte Bilderbuchgeschichte mit farbenfrohen Illustrationen die Schülerinnen und Schüler an die neuen Herausforderungen unserer Zeit heran und gibt lustige, spielerische Vorschläge zur Bewältigung derer. Die Bilder dienen als Gesprächsanlass und lassen sich hervorragend frontal einsetzen. Die Geschichte hilft den Kindern dabei, das bedrückende Thema „Abstand“ aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Warum es also nicht dem kleinen Hopp gleichtun und sich in der nächsten Zeit als Haie mit der Flosse (= Fuß) zu begrüßen oder sich als Pinguine auf Eisschollen am Klettergerüst anstellen?
Meine Schülerinnen und Schüler waren begeistert von den Ideen und wurden dazu inspiriert, sich selbst kreative Lösungen einfallen zu lassen. Ein Vorschlag war, die Begrüßungstechnik aus dem asiatischen Raum zu benutzen, also eine kleine Verbeugung mit gefalteten Händen, oder sich den Gänsen beim Gänsemarsch anzuschließen. Für die Pause wurde beschlossen, statt des allseits beliebten „Fangen spielen“ einmal auf „Verstecken“ umzusteigen, das geht nämlich ohne anfassen. Dadurch war klar, auch mit Abstand sind gemeinschaftliche Erlebnisse möglich. Überlegen sie doch einmal zusammen mit ihren Schülern/Gruppen/Kindern, wie man Abstand noch üben kann.
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