Du hast bereits eine Sammlung von Kamishibai Bildkarten und die Kindern kennen alle Geschichten schon? Dann probier doch mal aus, mit vorhandenen Bildkartensets neue Geschichten zu erzählen. Im Geschichtentipp "Die Luftschaukel" werden kleine und große Bildkarten mit einer Glücks-Geschichte in einen neuen Zusammenhang gebracht. Mit mp3-Link zur Geschichte.
Wer ein oder mehrere Bildkartensätze für das Kamishibai besitzt, wird darin bestimmt das eine oder andere Blatt finden, das geeignet ist, um Dinge, Tiere oder Personen verschiedener Geschichten in eine ganz andere Umgebung zu versetzen. Die Möglichkeiten für Kombinationen und Variationen mit Szenenbildern als Kulissen und kleinen Bildkarten, die noch viele andere Einzelmotive zur Auswahl stellen – auch losgelöst von der Anfangsgeschichte –, sind vielfältig. Im dem folgenden Geschichtentipp verknüpfen wir kleine und große Bildkarten mit einer Glücks-Geschichte zu einem neuen Zusammenhang. So verbinden wir kreativ verschiedene Karten und Geschichtensammlungen und werden zu Regisseur:innen von immer neuen Geschichten-Präsentationen. Unser großes und kleines Publikum genießt die neuen Eindrücke und lernt dabei ganz konkret, Geschichten zu erleben.
Wisst ihr, was eine Luftschaukel ist? Ein Platz zwischen Himmel und Erde, bewegt und bewegend zugleich. Von hier aus verändert sich der Blick auf die Welt. Das Vertraute wird mit etwas Abstand aus anderer Perspektive betrachtet. Und das Unvertraute kommt ein bisschen näher. Spielerisch geschieht das. Und gemeinsam mit alten wie neuen Freundinnen und Freunden. So jedenfalls erzählt eine Geschichte aus dem Buch „ Die Erde ist ein großes Haus“ davon, in Versen gereimt nach Motiven eines mexikanischen Märchens. Erzählt wird dort am Ende auch vom Glück:
Ich will ja den andren erzählen
von meinem besonderen Glück:
Vom Glück, in den Zweigen zu schaukeln.
Vom Glück, mal woanders zu sein.
Vom Glück, mit den andren zu leben.
Vom Glück, sich gemeinsam zu freun.
Die vollständige Geschichte könnt ihr im Link am Ende des Beitrags anhören.
Genau daran lässt sich kreativ anknüpfen. Mit Kleinen und Großen. Mit Bildern und Fantasie, die den Anfang machen für neue Geschichten und am Ende vielleicht einen glücklichen Moment beschreiben: Wie ist das, wenn die Perspektive wechselt? Wenn Neuland betreten wird? Wenn ich mich auf unbekannte Wege wage? Wenn ich – manchmal ganz unerwartet – etwas Schönes erlebe? Was wir mit der „Luftschaukel“ darüber erfahren, ist eine Geschichte. Es gibt noch viele andere. Kleine und große Bildkarten helfen dabei, solche Geschichten neu zu entdecken. Mit ihnen lassen sich Ideen anregen, sortieren, in einen Zusammenhang und schließlich in eine gute Reihenfolge bringen.
Wir beginnen mit der Geschichte von der Luftschaukel – durch gereimte Verse zum Klingen gebracht oder auch mit eigenen Worten frei nacherzählt. Im Anschluss an das Erzählen und Hören werden die kleinen Bildkarten, die dem Buch beiliegen, zunächst offen ausgelegt. Miteinander lässt sich nun überlegen: Welche Kartenmotive sind in der Geschichte benannt worden bzw. passen zu den erzählten Ereignissen? Maus, Baum, Schildkröte, Nuss natürlich. Aber auch: Sonne, Biene, Blume ...
Als weitere Inspiration für eine neue Geschichte, die daran anknüpft, kommt das Kamishibai als Erzählkulisse mit ins Spiel, und zwar mit einzelnen Szenen aus vorhandenen Bildkartensätzen. In unserer Geschichte von der „Luftschaukel“ zum Beispiel mit einem Sommermotiv aus dem "Sonnengesang". So finden sich jetzt z.B. die Maus und die Schildkröte mit der Nuss vor einem Baum wieder: Die kleinen Karten werden dazu vor das große Hintergrundbild gelegt oder aber aufrecht mit der Erzählschiene vor die Kulisse gestellt.
Zentrale Elemente aus der eben gehörten Geschichte stehen jetzt allen nochmal deutlich vor Augen und gemeinsam kann die Geschichte erneut in Erinnerung gerufen oder in eigenen Worten nacherzählt werden.
Eine spannende Inspiration zur Veränderung ergibt sich dann, wenn die Kulisse wechselt: Denn bestimmt hat die Maus aus der Geschichte da oben im Baum noch mehr erlebt – Sturm vielleicht? Wie war das? Und was hat die Nuss damit zu tun? Der Kulissenwechsel hinter den vertrauten Figuren im Vordergrund kann also neue Impulse liefern, um gemeinsam zu überlegen, wie es da oben im Baum bei Sturm wohl zugegangen ist. Aber was ist inzwischen da unter auf der Erde alles los gewesen?
So kann es endlos weitergehen: Denn auch die Schildkröte war vielleicht schon mal woanders und hat dort ihre ganz eigene Geschichte erlebt – in der Stube des Bären zum Beispiel. Ideen dazu lassen sich leicht entwickeln, wenn die Kulisse nun erneut wechselt und z.B. das Schlussbild von "Benno Bär" mit den singenden Tieren zeigt.
Die Kinder müssen die Benno-Bär-Geschichte nicht kennen. Aber sie können sich vor dem Schlussbild als Kulisse nun vorstellen, wie es der Schildkröte zwischen den singenden Tieren ergangen ist: Spielt sie auch ein Instrument? Hat die Schildkröte dort vielleicht das Tanzen gelernt? Oder gibt es Schildkröten-Lieder, die die anderen dort lernen konnten? Erzählen lässt sich davon allerhand …
Und wer keine fertigen Bildkartensätze für Kamishibai zur Hand hat: Natürlich lassen sich solche Kulissenbilder auf DIN A 3 Papier auch malen!
So oder so: Kleine Geschichten vom Glück warten überall darauf, entdeckt zu werden.
Für faire Kita und Grundschule: Geschichten, Gedichte und Gesprächsimpulse zu den Themen "Naturschutz", "Entwicklungschancen", "soziale Gerechtigkeit", "Frieden" und "kulturelle ...
Mehr InfoWer Kamishibai außerhalb von Japan kennenlernt, wird erleben, wie sich Elemente der ursprünglichen Erzählweise mit anders geprägten Elementen des Erzählens verbinden und zu neuen Formen entwickeln. Was dabei entsteht, unterscheidet sich von der traditionelle Spielweise – zugleich aber hätten sich solche Varianten ohne die Einflüsse der tradierten Form nicht herausbilden können. Es geschieht ein Entdecken, Bewahren, Verwandeln und Neuwerden mit unterschiedlichen Akzenten.
Zum BeitragSchon entdeckt? In einigen Kamishibai-Geschichten sind kleine Reime, Sing- und Sprechverse eingebaut, die sich im Verlauf der Handlung wiederholen und die Kinder zum Mitmachen einladen. Oft folgen diese Verse dem Rhythmus der Geschichte, der beim Erzählen mit Kamishibai durch das wiederholte Wechseln der Bilder gegeben ist. Das bietet ein besonderes Potenzial zur Sprachförderung.
Zum BeitragSusanne Brandt stellt in diesem kurzen Video zwei unterschiedliche Anfangsrituale zum Einstieg in eine Kamishibai-Geschichte vor.
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