Wer hier schreibt

Mein Name ist Nadine Brodersen, zweifache Mama und Erzieherin im Elementarbereich. Während meiner Elternzeit beim ersten Kind habe ich selbstständig als Tagespflegeperson gearbeitet und damit meine Erfahrung im U3-Bereich ausgeweitet. Schwerpunkt hier war unter anderem die Arbeit mit dem Kamishibai. Wie man dieses Erzähltheater mit den „Kleinen“ mit Hilfe von Ritualen gestalten kann, darüber schreibe ich heute.

Rituale – was ist das?

Ein Ritual ist eine wiederkehrende Handlung, die einem bestimmten Ablauf folgt. Der immergleiche oder sehr ähnliche Ablauf und die Wiederholung geben Kindern Sicherheit und strukturieren ihren Alltag. Rituale sind die Grundlage der Kleinkindpädagogik und umfassen die großen Rituale im Jahresablauf sowie die kleinen alltäglichen Handlungen wie Begrüßungslieder im Kreis oder das Zähneputzen am Abend.

Rituale mit dem Kamishibai

Als ich das Kamishibai einführte, machte ich mir im Vorfeld Gedanken, welchen Ablauf und welche Rituale ich bei der Durchführung des Angebotes nutzen möchte. Dabei sind drei Punkte wichtig: Zeit, Ort, Handlung.

Zeit

Das Kamishibai hatte in meiner Arbeit und hat immer noch in meinem Alltag einen festen Tag in der Woche. An diesem Tag (bei mir ein Donnerstag) wird das Kamishibai ganz bewusst genutzt. Wie genau, das kannst du weiter unten lesen. Ich versuche auch, das Kamishibai immer zur selben Uhrzeit zu nutzen, auf jeden Fall immer zur selben Tageszeit. Im Laufe der Jahre hat es sich etabliert, dass wir das Erzähltheater auch zu Festen nutzen – zum Beispiel mit einer bestimmten Weihnachtsgeschichte oder zum Geburtstag.

Ort

Rituale brauchen einen bestimmten Ort. In der Kita kann das ein bestimmter Raum sein. Vielleicht die kleine Bibliothek oder eine Erzählecke? Bei mir zuhause und in der Arbeit mit meinen Tageskindern hatten wir eine bestimmte Ecke im Raum. Hier stand das Kamishibai und ein Teppich, eigens für das Erzähltheater wurde er ausgerollt. Unter dem Aspekt „Ort“ zählt nicht nur der Raum, sondern auch, wie dieser gestaltet ist, zum Beispiel mit dem von mir erwähnten Teppich, der nur für das Kamishibai genutzt wird, oder einer bestimmten Kerze. Hier gibt es viele Möglichkeiten, diesen nach eigenen Vorstellungen zu gestallten.

Handlungen

Rituale leben von wiederkehrenden Handlungen. Lieder, Fingerspiele, eine bestimmte Geste beim Öffnen des Kamishibai usw. Grob gesagt gibt es eine wiederkehrende Handlung zu Beginn und eine zum Schluss. Auch der Hauptteil folgt einem gewissen Ablauf.

Achtung: Alle Rituale helfen nichts, wenn die Grundbedürfnisse der Kinder vor dem Angebot nicht befriedigt sind. Achtet darauf, dass die Kinder satt sind, der Bewegungsdrang ausgelebt wurde und die Kinder nicht müde sind.

Ein Beispiel aus der Praxis

Der Einsatz des Kamishibai bei meinen Tageskindern sah wie folgt aus:
Am Donnerstagvormittag ist Kamishibaizeit. In der Leseecke habe ich den runden Teppich ausgelegt, auf dem kleinen Tisch steht das Kamishibai, davor auf dem Boden liegt ein abgedecktes Körbchen, darin liegen Figuren und Gegenstände passend zur Geschichte. Wir setzen uns in einen Halbkreis vor das Kamishibai. Es wird ein kurzes Lied gesungen („Wir fangen an“) und dann leite ich zu dem Korb über. Die Kinder dürfen nach und nach die Gegenstände aus dem Korb ziehen und hören die Wörter. Dann wird auf dem Xylophon eine kurze Melodie gespielt, das Kamishibai öffnet sich und die Geschichte beginnt.
Am Ende schließt sich der Vorhang, die Melodie ertönt wieder und gemeinsam werden die Gegenstände wieder in den Korb geräumt. Der Korb kommt zum freien Spiel ins Regal.
Nachdem das Kamishibai und der Korb gemeinsam an ihren festen Platz geräumt wurden, dürfen die Kinder ins Freispiel.

Zum Schluss sei gesagt: U3 und Kamishibai passen zusammen

Mir ging es nicht anders wie vielen meiner Kolleg:innen in der Kita: Kamishibai und Kinder unter 3 Jahren? Das ist doch gar nicht geeignet. Doch das ist es!!!
Mittlerweile nutze ich es aber nicht nur als Erzieherin sondern auch als Mutter und möchte es nicht mehr missen. Besonders der Einsatz von Ritualen hat hier sehr geholfen. Nicht nur Kinder profitieren von deren Vorteilen, sondern auch wir als Erzähler:innen.