Top 5 Bilderbücher für das Kamishibai: Trauer und Abschied

Eine Empfehlung der Bilderbuch-Expertin Simone Jacken

Publiziert am 15.07.2021 von Simone Jacken

Foto: Simone Jacken

Auch Kinder erleben bereits Momente des Abschieds und der Trauer. Die 5 Kamishibai-Geschichten für den Kindergarten, die Bilderbuch-Expertin Simone Jacken in diesem Beitrag vorstellt, erleichtern den Einstieg in diese Themen.

Mit Kindergartenkindern Abschiedsituationen bewältigen

Kleine und große Abschiede sind Teil unseres Lebens. Der Beginn der Kindergartenzeit ist der erste Abschied von dem gewohnten Tagesablauf in der Familie, weitere werden folgen. Lieb gewordene Spielkamerad:innen verlassen die Kita und gehen in die Schule, Freunde und Freundinnen ziehen an andere Orte und manche Abschiede von vertrauten Menschen, Tieren und Orten sind endgültig. Die folgenden Kamishibai-Geschichten beleuchten das Thema Abschied aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Meine 5 Top-Bilderbuch-Tipps für das Kamishibai

Die Erinnerung an gelebtes Leben verbindet diese Abschiedsgeschichten und zeigt Rückblick, Ausblick und Möglichkeiten der Annäherung.

Kleiner Eisbär. Wohin fährst du, Lars?

Von einer unverhofften Reise erzählt die bekannte Geschichte von Lars, dem kleinen Eisbären. Im Schutz eines Schneehügels nah beim Vater schläft er ein und traut beim Aufwachen seinen Augen nicht: Ganz allein treibt er auf einer Eisscholle übers Meer. Wie gut, dass er auf Hippo, das Flusspferd, trifft. Hippo kennt viele Tiere und mit deren Hilfe kommt Lars am Ende der Geschichte wieder wohlbehalten in sein heimatliches Eisparadies zurück.

Gleich mehrere Abschiede, aber auch das Finden neuer Freunde stehen hier im Mittelpunkt der Erzählung. Der kleine Eisbär vermisst schon bald seine Familie, den Schnee und die Kälte. Er will so schnell wie möglich wieder nach Hause. Da geht es Hippo ganz anders. Nachdem sie einiges zusammen erlebt haben, merkt Hippo, wie sein Herz schwer wird, als er Lars dem Orca zur Heimreise übergibt. Gerade erst hat er einen neuen Freund gewonnen, schon muss er sich wieder verabschieden.

Praxis-Tipp:

Was erzählt Lars wohl seinen Eltern von seinen neuen Freunden? Wie geht es dem Flusspferd in der Ferne? Am Ende der Geschichte sind die Kinder froh über die geglückte Heimkehr, aber sie denken auch an den traurigen Hippo. Könnten sich die beiden vielleicht Briefe schreiben oder malen? Das wird gleich in die Tat umgesetzt. Die entstandenen Bilder können den Gruppenraum schmücken oder zu einem „Briefebuch“ zusammengefasst werden. Eine schöne Anregung, wenn Freunde oder Freundinnen weggezogen sind.

Es ist reizvoll, wenn sich die Veränderung der Landschaft auf den Bildkarten auch in der Deko fürs Kamishibai widerspiegelt. So können am Anfang Styroporplatten und Folie die Arktis andeuten und später Lianen, Blätter und Sand die afrikanische Gegend.

Leb wohl, lieber Dachs

Die wohl bekannteste Geschichte, um mit Kindern über Abschied und Tod ins Gespräch zu kommen, ist die vom alten Dachs und seinen Freund:innen. Er ahnt, dass er bald sterben muss, und fürchtet sich nicht davor. In einem kurzen Brief verabschiedet er sich von den anderen Tieren und tritt seine Reise durch einen langen Tunnel an, der ohne Schmerzen und mit dem Gefühl von Leichtigkeit beschrieben wird. Nach der ersten Trauer entdecken die Tiere, dass sie alle ihre eigenen, guten Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Dachs gemacht haben und erfahren, wie tröstlich das gemeinsame Erinnern ist. In das Gefühl der Trauer mischt sich tiefe Dankbarkeit für die gemeinsam erlebte Zeit.

Mir gefällt die einfühlsame Weise, mit der Susan Varley vom Altwerden und Sterben erzählt. Da ist genug Zeit für Trauer und Erzählen vom gemeinsam Erlebten, bevor wieder etwas Schönes kommt. Auf den großen Bildkarten kommt der feine Strich der Illustrationen besonders gut zur Geltung. Jedes Tier bekommt seine eigene „Dachs-Erinnerungsseite“ und die erzählten Erlebnisse geben der Erzählung eine Leichtigkeit, die guttut.

Praxis-Tipp:

Wir können mit unseren Kindern üben, Erlebnisse und Erfahrungen des Alltags intensiver wahrzunehmen. Das ist eine gute Übung, um eine bewusstere Haltung zu unserem Leben zu bekommen. Eine schöne Möglichkeit ist, ein Dankbarkeits-Tagebuch für die Gruppe zu führen. Kleine und große Ereignisse, für die wir dankbar sind, werden gesammelt, aufgeschrieben und gemalt.

Opa und ich Hand in Hand

Simons Opa ist in letzter Zeit so vergesslich und all die schönen Dinge, die sie sonst zusammen gemacht haben, sind auf einmal nicht mehr möglich. Diese liebevolle und leise Geschichte beschreibt, wie sich Simon Tag für Tag von Opa, wie er ihn einmal kannte, verabschiedet. Die neue Beziehung der beiden hat eine andere Qualität. Simon ist der, der Opa beim Schleife binden hilft oder seine Hand beim Spazierengehen hält. Diese Geschichte bietet eine Menge Gesprächsanlässe zum Thema Demenz und Abschied. Sie zeigt den Kindern auch, wie sie den Prozess aktiv begleiten können. Dazu hat Antje Bohnstedt sehr schöne Bilder gemacht, die mit warmen und fröhlichen Farben keine Traurigkeit aufkommen lassen.

Praxis-Tipp:

Das, was Simon mit seinem Opa erlebt, werden sicher auch einige Kinder der Kita erfahren. Daher ist es mir wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass wir die Zeit mit den Ältesten in unserer Familie bewusst und in allen Facetten erleben können.

Ein schönes Ritual war unser jährlicher Großeltern-Nachmittag in der Kita, an dem sich Jung und Alt begegnen konnten. Einige Großeltern haben alte Handwerksberufe oder ihre Hobbys vorgestellt. Die Kinder zeigten ihren Omas und Opas einige Lieblings-Mal- oder Basteltechniken, bauten zusammen den größten Bauklotzturm oder fädelten die längste Perlenkette des Nachmittags. Ein altes und ein neues Kreistanzlied und eine Geschichte von unserem „Vorlese-Opa“ beendeten den Nachmittag.

Mach’s gut, kleine Meise!

An einem Frühlingstag findet Paula beim Spielen im Garten eine kleine Meise, die tot im Gras liegt. Sie beschließt, dass der Vogel eine richtige Beerdigung bekommen soll. Eine Stelle im Garten wird gesucht, ein Karton zu einem Sarg gestaltet, Paula spricht ein paar Worte und ein Kreuz wird zur Erinnerung an die kleine Meise aufgestellt. Am Abend kommen Paula und Tim mit ihren Eltern ins Gespräch. Denn die beiden haben viele Fragen über den Tod der kleinen Meise und wie es danach weitergeht.

Die warmen und sanften Illustrationen von Petra Lefin nehmen der Geschichte die Schwere und sind auch für kleinere Kinder gut geeignet.

Praxis-Tipp:

Obwohl diese Geschichte für die Klassen 1 bis 4 zum Thema Tod und Auferstehung gedacht ist, kann man die Bildkarten auch mit einem gekürzten Text in der Kita erzählen. Dass Kinder tote Tiere entdecken, geschieht häufig, und oft begraben sie diese instinktiv. Ein kleines Ritual für solche Fälle zu entwickeln, wird von Kindern gerne angenommen. Die Geschichte kann helfen, mit anschließenden Fragen umzugehen. Die Zeitspanne eines Lebens mit einer brennenden Kerze zu vergleichen, ist vielleicht ein hilfreiches Bild. Sie entscheiden dann, wie tief Sie weiter ins Thema einsteigen. Hilfen dazu gibt das beiliegende Heft mit Unterrichtsmaterialien.

Das Mädchen mit der Perlenkette. Die Geschichte einer Flucht

Raha ist sechs und lebt mit ihrer Familie in einem Land, das von politischen Unruhen gezeichnet ist. Als das Leben des Vaters bedroht wird, taucht er unter und Raha muss mit ihrer Mutter aus dem Land fliehen. Eindrücklich werden die Erlebnisse auf ihrer Flucht geschildert, das Ausgeliefert sein, die Angst und schließlich das Ankommen in einer Flüchtlingsunterkunft. Nur eine Perle kann Raha von ihrer neuen „Glücksperlenkette“ retten. Sie schmückt die Schnur, die sie in ihrem ersten Unterschlupf erhält und wird zum Bindeglied der einzelnen Stationen ihrer langen Reise. Viele Dinge kann Raha noch auffädeln, alle erinnern an Menschen und kleine Glücksmomente der Reise.

Der Abschied von der Heimat ist sicher einer der schwersten, den ein Kind erleben muss. Rahas Geschichte könnten auch Kinder in der Kita so oder ähnlich erlebt haben. Mir gefällt, dass Maneis mit seinen Bildern gefühlvoll die unterschiedlichen Gefühlslagen der Protagonisten darstellt und damit auch die schönen Momente vor Rahas Flucht und ihrer Ankunft für Kinder nachvollziehbar sind. "Das Mädchen mit der Perlenkette" erzählt vom Schrecken einer Flucht, vom Abschiednehmen und der Ungewissheit, aber sie gibt vor allem Hoffnung auf einen Neuanfang.

Praxis-Tipp:

Die Kamishibai-Geschichte ist für Kinder von 5 bis 10 Jahren geeignet. Für die Kita empfiehlt sich eine kleine Auswahl an Bildkarten und eine Textkürzung. Als Nacharbeit könnte ich mir vorstellen, mit den Kindern "Glücksperlenketten" zu fädeln. Dazu überlegen die Kinder, welche Materialien sie verwenden können und für welchen Moment in ihrem Leben diese "Perle" steht. Sicher wird diese Kette die Kinder lange begleiten.

Im beiliegenden Textheft finden Sie die deutsche und arabische Fassung und zudem Ideen für die Vertonung der Geschichte.

Abschiede und Trauer mit Kindern

Abschiede sind Situationen, die von Ihnen in der Kita viel Empathie und Fingerspitzengefühl erfordern, da Kinder in diesem Alter das Sterben und seine Endgültigkeit nur schwer nachvollziehen können. Wir Erwachsene haben alle unsere Erfahrungen mit Abschied und Tod. Das macht es oft schwer, sich dem Thema unbefangen zu nähern. Vielleicht kann eine der gezeigten Geschichten den Einstieg in die Thematik erleichtern.

Alexander Jansen

Das Mädchen mit der Perlenkette. Die Geschichte einer Flucht. Kamishibai Bildkartenset

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