Interview: Der Illustrator Kees de Kort über Religion, Kinderzeichnungen und den Papst
Fast jeder kennt seine Bilder, kaum jemand seinen Namen: Der Künstler Kees de Kort malt seit 55 Jahren biblische Geschichten, die zu Ikonen der Bibelillustration geworden sind. Jetzt gibt es zwei seiner schönsten Erzählungen auch als Bildkarten für das Kamishibai. Wir haben Kees de Kort gesprochen und zu seiner Bildsprache befragt.
Starke Farben, blockartige Figuren und eine reduzierte Bildsprache: Die Figuren von Kees de Kort erzählen die Ereignisse der Bibel ebenso einfach wie eindrucksvoll. Viele kennen die Bilder aus Bibeln ihrer Kindheit. Als die Niederländische Bibelgesellschaft 1965 erstmals eine Kinderbibel mit Illustrationen Kees de Korts auf den Markt brachte, hatte wohl niemand mit einem langanhaltenden internationalen Erfolg gerechnet. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die Geschichten und ausdrucksstarken Bilder Kinder wie Erwachsene ansprechen. Heute gibt es Kees-de-Kort-Bibeln in 65 Ländern.
Mit seinen Illustrationen hat Kees de Kort einen neuen, sprechenden und auf das Wesentliche reduzierten Stil geprägt. Wenn die Hirten nach Bethlehem gehen, sind da zwei Figuren und nicht fünf oder sieben. Sie stehen exemplarisch für alle Hirten, die das Jesuskind aufsuchen, ebenso wie die drei Schafe, die die Hirten mit sich führen und mit denen eine ganze Herde gemeint ist.
Außer den Figuren und Elementen, die für die Handlung wichtig sind, gibt es nichts Überflüssiges, das den Betrachter ablenken könnte und so strahlen die Bilder eine bedeutungsvolle Ruhe aus. Auf Perspektive hat Kees de Kort bewusst verzichtet, zugunsten von nebeneinander platzierten Figuren, die auf einer flachen Bühne agieren und die Erzählung vorantreiben – ähnlich wie in einem Comic oder in Kinderzeichnungen, die Kees als Inspiration dienten: „Kinder zeichnen auf eine Art und Weise, die direkt zum Kern geht.“ Und so scheinen die ausdrucksvollen Bilder Kees de Korts wie gemacht für das Erzähltheater Kamishibai, in dem die Geschichten von Jesus und seinen Jüngern nun zu neuem Leben erwachen.
Ihre Bibelgeschichten erscheinen nun als Bildkarten für das Kamishibai-Erzähltheater. Wussten Sie zuvor, was ein Kamishibai ist und wie man es einsetzt? Sie dürfen ehrlich sein …
KdK: Ich hatte noch nie davon gehört.
Ihre Kunst ist in vielfältige mediale Formen eingeflossen. Gibt es eine Veröffentlichung, auf die Sie besonders stolz sind?
KdK: Ja, die neue Bibelübersetzung (auf Niederländisch), ergänzt durch eine Auswahl von 44 meiner Werke. Ich liebe Bücher in gedruckter Form schön und sorgfältig bearbeitet.
Unzählige kleine und große Menschen lieben Ihre Bilder. Haben Sie eine Reaktion in Erinnerung behalten, die Sie persönlich berührt hat?
KdK: Ich war beeindruckt von einer Antwort aus Italien und der Bitte, einen Auftrag für die dortige Jugendsynode zu machen. Ich erhielt eine Einladung aus dem Vatikan in Rom, an der Synode teilzunehmen. Die Leute waren sehr begeistert von der Arbeit, die ich für sie gemacht hatte. Die persönliche Begegnung mit dem Papst war etwas Besonderes. Ich liebe auch die Reaktion der Kinder, die meine Arbeit sehen. Sie verstehen die Zeichnungen, ohne den Text zu lesen.
Vielen Erwachsenen fällt es schwer, mit Kindern authentisch über Religion zu sprechen. Haben Sie eine Empfehlung, wie es leichter fällt?
KdK: Die Geschichten handeln von der Menschheit. Es ist die gewöhnlichste Sache der Welt und so sollte sie auch erzählt werden. Das tun die Zeichnungen auch.
Kinder zeichnen und malen auf ihre ganz eigene Art. Was beeindruckt Sie daran?
KdK: Kinder sind unbeeinflusst und direkt. Ich habe versucht, dies nachzuvollziehen. Kinder zeichnen auf eine Art und Weise, die direkt zum Kern geht. Sie verwenden keine Perspektive oder andere Nebenaspekte.
Wenn Sie eine Bildkartenfolge für das Kamishibai ganz frei gestalten dürften: Was würden Sie am allerliebsten malen?
KdK: Ich würde gerne Ruth, Judith oder Samson für die Kamishibai-Bildkarten zeichnen.
Kees de Kort ist niederländischer Künstler und Illustrator. Mit seinen Bibelillustrationen und seinem unverwechselbaren Malstil hat er sich weit über seine Heimat hinaus einen Namen gemacht.
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