Ein Park, ein Fest und eine geheimnisvolle Frau

Wer kennt Maria Magdalena?

Publiziert am 20.07.2017 von Esther Hebert

Mitten im Juli findet jedes Jahr im Münchner Hirschgarten ein traditionelles Sommerfest statt. Dieses Fest mit Fahrgeschäften, Wurstbratereien und Kunsthandwerk-Ständen ist natürlich nicht vergleichbar mit dem berühmten Oktoberfest, aber ein Geheimtipp unter den Münchner Volksfesten: Das "Magdalenenfest" leitet seinen Namen von der Maria Magdalena ab. Wer war diese Frau?

Ein Sommerfest für Familien im Grünen

Der kleine Jahrmarkt ist vor allem bei Familien beliebt, denn er findet mitten auf der grünen Wiese statt – im Hirschgarten, der umringt von Hochhäusern am Rande des Stadtteils Nymphenburg liegt. Die Rede ist vom "Magdalenenfest", das seinen Namen von der hl. Magdalena ableitet, die am 22. Juli ihren Gedenktag hat. Am 22. Juli können deshalb auch viele Magdalenas, Lenas und Marlenes Namenstag feiern.

Wer ist Magdalena?

Magdalena heißt mit vollem Namen "Maria Magdalena" oder "Maria von Magdala" und ist eine der bedeutendsten Frauen im Neuen Testament. Seit jeher wird sie in den Kirchen des Westens und Ostens hoch angesehen. Und das nicht nur früher, sondern auch heute: Zuletzt erfuhr ihr Gedenktag im Kalender der katholischen Kirche sogar ein „Upgrade“ – war der 22. Juli früher ein „gebotener Gedenktag“, ist seit 2016 der Tag der hl. Maria Magdalena ein „Fest“.

Maria von Magdala wird in der Bibel als erste unter den Frauen genannt, die Jesus geheilt hat. Sie war seine treueste Anhängerin und vermutlich auch eine der Sponsorinnen, die Jesus und seine Jünger unterstützt haben. In mehreren Evangelien ist Maria von Magdala bei der Kreuzigung (unter den Frauen, die von weitem zusehen) und bei der Grablegung von Jesus dabei – im Gegensatz zu den Männern, die vermutlich aus Angst bei der Kreuzigung nicht anwesend waren.

Welche Maria?

Trotz dieser Stellung und Verehrung ist gar nicht so klar, wer Maria Magdalena überhaupt war. Der Name "Magdalena" kommt von "Magdala"; Magdala war ein kleiner Ort am See Gennesaret in Galiläa – der Gegend, in der Jesus hauptsächlich umherzog. Doch oft ist einfach nur von "Maria" die Rede. Weil im Neuen Testament ziemlich viele Frauen mit Namen „Maria“ (der griechischen Form des hebräischen Namens "Miriam") erwähnt werden, ist nicht immer ganz klar, welche Maria nun eigentlich gemeint ist. Letztlich wurden drei Frauengestalten des Neuen Testaments miteinander zu einer Frau ineinanderverwoben, die dann als Maria Magdalena in die Geschichte einging:

Die „reuige Sünderin“

Illustration: Petra Lefin

Auf alten Kunstwerken wird die hl. Maria Magdalena oft als reuige Sünderin dargestellt, mit langen Haaren und in ziemlich niedergeschlagener Stimmung. Diese Darstellungen nehmen Bezug auf die Episode im Lukasevangelium, in der eine namenlose „Sünderin“ Jesus im Haus eines Pharisäers aufsucht: Weinend kniet sie vor ihm nieder, benetzt seine Füße mit ihren Tränen, trocknet sie mit ihren langen Haaren und salbt sie mit teurem Salböl. Ziemlich schnell wurde aus der zunächst neutral „Sünderin“ genannten Frau eine Ehebrecherin bzw. Dirne und Magdalena zur reuigen Prostituierten stilisiert. (In der Vergangenheit wurden aus diesem Grund viele Einrichtungen, die sich um „gefallene Mädchen“ kümmerte – also junge Frauen, die unverheiratet schwanger wurden und aus ihrer Gesellschaft mehr oder weniger ausgestoßen wurden – „Magdalenenheime“ genannt).

Maria, Schwester von Marta und Lazarus

Illustration: Petra Lefin

Die zweite Frau, die in die Gestalt "Maria Magdalena" Eingang gefunden hat, ist Maria, die Schwester der Marta und des Lazarus. Alle drei Geschwister sind gute Freunde von Jesus und Maria hat einen besonderen „Draht“ zu Jesus: Sie sitzt gern bei ihm, hört ihm zu und verinnerlicht seine Botschaft. Auch von ihr ist überliefert, dass sie Jesus mit kostbarem Salböl gesalbt hat.

Maria, Apostelin der Apostel

Illustration: Petra Lefin

Und drittens die tatsächliche Maria von Magdala: Jesus hat sie von „sieben Dämonen“ befreit und somit von schwerer Krankheit geheilt. Oft wird sie im Gefolge von Jesus erwähnt. Ein Erlebnis zeichnet sie besonders aus: Am Ostermorgen erscheint ihr als erster der auferstandene Jesus und gibt ihr den Auftrag, seinen Aposteln die Osterbotschaft zu überbringen. Maria Magdalena ist somit die allererste Auferstehungszeugin. Dass die katholische Kirchen ihren Gedenktag in einen Festtag umgewandelt hat, ist auch diesem Verständnis geschuldet: Maria Magdalena ist die "Apostelin der Apostel".

Das Münchner Magdalenenfest wird übrigens schon seit dem Jahr 1728 in den Tagen rund um den Namenstag der Magdalena abgehalten. Damals veranstaltete man das Fest anlässlich der Einweihung einer Kapelle, der Magdalenenklause im Schlosspark Nymphenburg.

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