Die Textlänge und Vortragsdauer den eigenen Bedürfnissen anpassen
Es wäre doch praktisch, wenn auf jeder Kamishibai-Geschichte auch gleich die Erzähldauer vermerkt wäre, so wie die Anzahl der Bildkarten. Aber ist das sinnvoll? – Jedes Publikum und jede:r Erzähler:in ist doch einzigartig und jede Erzählrunde anders! Hier ein paar Tipps und Infos zu Zeitdauer und Textlänge für deine Kamishibai-Aufführung.
Neulich nahm ich eine Musik-CD zur Hand und fragte mich, wie lange es wohl insgesamt dauern würde, sie abzuspielen. Auf der Rückseite fand ich die Angabe der Gesamtspieldauer von ca. 60 min. Dies war eine hilfreiche Information, denn so wusste ich, dass ich sie vor dem Abendessen nicht zu Ende hören könnte.
Als engagierte Kamishibai-Erzählerin stellte ich mir dann im selben Augenblick die Frage, ob so eine Zeitangabe bzw. eine Angabe zur Anzahl der Wörter oder der durchschnittlichen Lesedauer auf den Kamishibai Bildkartensets nicht eine ähnlich dienliche Information wäre, um die Länge einer Geschichte vor dem Kauf besser einschätzen zu können. Aus der Inhaltsangabe und der Anzahl der Bildkarten lässt sich das nicht ohne Weiteres erkennen. Ein kleines Beispiel dazu: Auf der Rückseite des Covers „Mama, da steht ein Bär vor der Tür“ sind 13 Bildkarten mit dem dazugehörigen Text abgedruckt. Trotz vieler Bildkarten ist dieser Text insgesamt sehr kurz, wobei „Elefanten im Haus“ nur 11 Bildkarten beinhaltet, aber dafür einen deutlich höheren Textumfang aufweist. „Die kleine Schusselhexe“ hingegen kommt mit nur 12 Bildkarten aus, hat aber einen so hohen Textanteil, dass die Bilder gar nicht mehr mit auf diese Seite passen. Von der Anzahl der Bilder lässt sich also nicht auf die Erzähldauer schließen.
Der mitgelieferte Text einer Kamishibai Geschichte ist jedoch nicht verpflichtend, sondern nur ein Vorschlag, der nicht eins zu eins so vorgelesen oder erzählt werden muss. Die Umsetzung der Geschichte in Kita, Schule, Senioreneinrichtung, Kindergottesdienst oder auf dem Sommerfest richtet sich nach Publikum, Ort, Anlass und Zeit. Damit wird eine allgemeingültige Erzähldauer schlicht unmöglich und wäre sogar irreführend. Einige Tipps zum Umgang mit dem Text findest du hier.
Jede Geschichte ist letztendlich so lang oder so kurz, wie du sie vorträgst, und dabei gibt es kein Richtig oder Falsch. Ist dir der Text zu kurz, weil du mehr Zeit für den Vortrag zur Verfügung hast, schmücke die Geschichte mit zusätzlichen Details wie Bild- und Geruchsbeschreibungen, Liedern, Fingerspielen oder Requisiten aus. Ist er zu lang, trenne dich ganz oder teilweise vom Textvorschlag, lasse Sätze oder auch einzelne Bildkarten weg und formuliere Textpassagen mit eigenen Worten um. Handelt es sich allerdings um eine Geschichte in Reimform, solltest du sie genau so vorlesen.
Ich empfehle folgende Vorgehensweise:
Wähle die Geschichte nach dem Inhalt und nicht nach einer möglichen Zeitangabe aus. Wichtig und richtig ist, was du daraus machst.
Gutes Gelingen und viel Freude dabei!
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