Begegnungsgeschichten für die Grundschule
Jesusgeschichten wirken vor allem als Begegnungsgeschichten, die verändern, heilen und beschenken. Damit Grundschulkinder dies erfahren können, sollten die Geschichten nicht nur erzählt, sondern mit allen Sinnen erfahren werden. Ein Beispiel dafür und besonders passend in die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten für den Religionsunterricht oder die Religionsgruppe in der Grundschule ist ein Emmausgang in die Natur.
Jesus begegnet Menschen. Und diese Begegnungen sind so typisch, so prägend und bewegend, dass die Evangelisten viele von ihnen aufgeschrieben haben.
Die Begegnung mit Jesus verändert. Nicht nur die Menschen vor gut 2000 Jahren, sondern auch mich. Heute. Wenn ich Geschichten mit Jesus höre und ihnen nachfühle, verändern sie mein Denken und Handeln. Wenn ich den Begegnungen mit Jesus nachspüre, dann brennt mein Herz.
Eine dieser Begegnungsgeschichten möchte ich für die Zeit nach Ostern ganz besonders ans Herz legen: die Emmausgeschichte. Wir erinnern uns: Zwei Jünger sind unterwegs und begegnen dem auferstandenen Jesus. Dieser gemeinsame Weg der Jünger mit Jesus ist so prägend, dass diese sofort umkehren und ihr Leben umkrempeln. Ich will mit meinen Schüler:innen in der Grundschule deswegen einen Emmausgang machen, damit sie die Geschichte nicht nur hören, sondern auch erfahren und erspüren können.
Gemeinsam gehen wir im Frühling, wenn alles anfängt zu blühen, hinaus in die Natur und haben eine Tasche voller Material dabei (mehr als eine Tasche brauchst du nicht!). An unterschiedlichen Stellen legen wir einen Halt ein, bei dem einzelne Motive der Emmausgeschichte thematisiert werden.
An der ersten Station bekommen die Schüler:innen einen Stein ausgeteilt. Wir hören den ersten Abschnitt der Geschichte bis Jesus zu den Jüngern kommt und sie fragt: „Warum seid ihr so traurig?“ und überlegen: Was macht uns traurig?
Dann dürfen die Kinder die Steine ablegen und sagen, was sie traurig macht oder ihnen schwer fällt. Oft kommen Antworten wie: „Die Schule." – "Dass mein Hase gestorben ist." – "Die Hausaufgaben“ ...
Mit offenem Herzen gehen wir weiter.
An der zweiten Station stelle ich die Klangschale bereit. Wir hören den Text bis zu dern Stelle, an der Jesus fragt: „Steht es so nicht in der Schrift?“ Dann werden wir still. Die Klangschale wird angeschlagen. Wer ein Geräusch hört, das er außerhalb des Klangschalen-Klangs noch nicht bemerkt hat, darf die Hand heben. Nun tauschen wir uns über die unterschiedlichen Geräusche aus. Mit offenen Ohren gehen wir weiter.
An der dritten Station hören wir, dass der Fremde mit den Jüngern in das Haus geht. Wir überlegen: Es tut gut, wenn jemand zu uns sagt: Bleib bei uns. Lass dich fallen. Nun gehen wir zu zweit zusammen und machen eine Vertrauensübung: Die Schüler:innen stellen sich mit einem Schritt Abstand hintereinander auf. Die vordere Person verschränkt die Arme vor der Brust und fragt: „Bereit?“ Wenn die hintere Person bestätigt: „Bereit!“, lässt sich das vordere Kind nach hinten fallen. Mit neuem Mut gehen wir weiter.
An der vierten Station lesen wir den Geschichtentext bis zu der Stelle, an der die Jünger einander fragen: „Brannte uns nicht das Herz?“ Wir teilen das Brot und formen mit den Händen eine Schale. Wenn alle ihr Brotstück in der Hand halten, essen wir gemeinsam in Stille. Mit brennendem Herzen gehen wir weiter.
An der fünften Station halte ich das Duftöl bereit. Ich erkläre, dass früher Könige und Propheten gesalbt wurden und was eine Salbung mit wohlriechendem Öl bedeutet. Dann segne ich die Kinder bzw. wir segnen uns gegenseitig. Ich frage noch, ob jede:r das Kreuz auf die Stirn haben möchte – ansonsten mache ich es auf den Handrücken. Wir segnen, indem wir die zu segnende Person mit ihrem Namen ansprechen, z.B.: „Johanna, Jesus schenke dir Mut, Kraft und Zuversicht! Amen."
Zurück im Klassenzimmer bitte ich die Kinder um Rückmeldungen: "Wie hat euch der Emmausgang gefallen?" Meine Erfahrung ist, dass die meisten Kinder die besondere Stimmung der Aktion gut nachvollziehen können. Das Beste finden die Kinder immer, gemeinsam das Brot zu teilen. Auch Kinder, die sonst kein Brot mögen, finden dieses Brot besonders schmackhaft – ein Zeichen, dass sie sich innerlich voll auf die Situation und die meditative Stimmung einlassen konnten.
Die Schüler:innen lernen, dass im gemeinsamen Weg, im Begegnen und Brot-teilen Gemeinschaft entsteht – mit Jesus, aber auch untereinander, als Klasse oder Religionsgruppe.
Dieser Unterricht bereichert nicht nur die Kinder, sondern auch mich: Er lässt das Herz neu brennen und macht Mut, miteinander auf dem Weg zu sein.
Viel Freude beim Ausprobieren!
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