Praxiserfahrung einer Gemeindeassistentin
Der Kreuzweg Jesu kann für Kinder bedrückend und traurig wirken. Deswegen sollte er aber nicht verharmlost werden. Kinder haben das Recht, Erfahrungen wie Angst, Schmerzen, Verlassen- und Traurigsein und Sterben zu machen. Anders als beim traditionellen Kreuzweg in vielen Kirchen gibt es Wege, kindgerecht das Leiden und Sterben Jesu zu vermitteln.
Die Bildkarten des Kamishibai zum Kreuzweg für Kinder sind liebevoll gestaltet und geben Kindern die Möglichkeit, die Leidensgeschichte Jesu und seine Auferstehung in 15 Bildern in ihrer Lebenswelt zu erfahren.
In meiner Tätigkeit als Gemeindeassistentin bin ich sowohl in einer Grundschule als auch in einer Gemeinde tätig. Das Erzähltheater Kamishibai gibt mir die Möglichkeit, auf der Erzähl- und Erfahrungsebene meiner Schüler und der Kinder meiner Gemeinde theologische Inhalte zu vermitteln und erlebbar zu machen. Dabei schränkt es nicht ein und gibt mir alle Möglichkeiten, mich auszuprobieren.
Auch schon die jüngeren Kinder sollen von Jesu Tod und Auferstehung in ihrer Sprache und Bildwelt erfahren, es ist der Grund unseres Glaubens. Dabei habe ich verschiedene Ideen entwickelt, die die Geschichte mit Hilfe des Kamishibai für jede Altersstufe ansprechend erzählen. Ich habe die Erfahrung gemacht, das Kinder selber mitmachen wollen und auch ihre Ideen einbringen möchten.
Mit meinen Erstkommunionkindern habe ich den Kreuzweg im Freien in einem Wald gestaltet.
Alles in allem sollte man sich dafür mindestens zwei Stunden Zeit nehmen. Die Kinder haben viele Fragen und viele gute Ideen. Sie nehmen sich viel Zeit für das Betrachten der einzelnen Bildkarten.
Mit dem Kreuzweg als Andachtsform werden vielfältige Kompetenzen gefördert, u.a. die eigene Person mit ihren Fähigkeiten und Grenzen erfahren und beschreiben, Fragen nach sich und den anderen, nach Freud und Leid, nach Gut und Böse und nach dem Sinn des Lebens stellen, aber auch einander zuhören und im Gespräch aufeinander eingehen und die Perspektive eines anderen einnehmen und Einfühlungsvermögen zeigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie Form des Kreuzweges auch gut als Stationenarbeit für die Grundschule geeignet ist.
In der Schule möchte ich noch eine andere Idee umsetzen, die sehr gut für große Klassen mit älteren Kindern geeignet ist. Mein Ziel hier ist, dass die Schüler und Schülerinnen den Kreuzweg nicht nur nachgehen, sondern ihn mitfühlen und ihn mittragen.
Ich habe gute Erfahrungen mit den Kamishibai-Bildkarten auch bei älteren Kindern z.B. einer 5. Klasse gemacht. Die Bilder sind für sie noch genauso ansprechend, auch wenn die Altersempfehlung bei 3 - 8 Jahren liegt. Es gilt dabei nur zu beachten, dass Text und Arbeitsaufträge entsprechend altersgerecht angepasst sind. Ich liebe die Arbeit mit den Kamishibai Bildkarten und setze sie auch schon mal in der Seniorenarbeit ein. Ich probiere mich gern aus und wenn ich eine Idee umsetze, fällt mir meist schon etwas neues ein.
Jede Gruppe ist anders und unser Glaube ist so bunt wie die Bildkarten , so dass wir in unserer Arbeit eine Vielzahl an Möglichkeiten haben, die wir nutzen und teilen sollten.
Anja Schmidt ist Gemeindeassistentin im Erzbistum Berlin. Ihr findet sie auf Instagram unter @tanjostrine.
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